Sonntag, 16.9.2018, 19:00 Uhr, – „Volker Roelcke: „Vom Menschen in der Medizin“

In seinem neuen Buch „Vom Menschen in der Medizin: Für eine kulturwissenschaftlich kompetente Heilkunde“ plädiert Volker Roelcke für eine humane, am Menschen als Mensch orientierte Medizin, die ihr methodisches Spektrum nicht auf die Naturwissenschaften beschränken, sondern in systematischer Weise die Kulturwissenschaften
einbeziehen sollte. Die gegenwärtig aktuelle Medizin versteht sich wesentlich als angewandte Naturwissenschaft. Krankheitslehren und Interventionen sind vornehmlich auf den kranken Körper fokussiert, wodurch der Mensch als Mensch mit seinem seelischen Innenleben, seinen sozialen Beziehungen, seiner Biografie und seinem Eingebundensein in Kultur und Gesellschaft aus dem Blick geraten ist. Roelcke identifiziert an verschiedenen
Beispielen das Potenzial einer kulturwissenschaftlich informierten Medizin. Geschichte, Ethnologie und eine medizinische Anthropologie eröffnen neue Perspektiven auf vermeintliche Selbstverständlichkeiten sowie Denk- und Handlungsweisen etwa zu den Themen Schmerz, Tod, medizinische Forschung, Ethik und Professionalität. Ziel dieses Buches ist es, die Medizin zu einer systematisierten Selbstreflexion ihres Menschenbildes, ihres Krankheits- und ihres Wissenschaftsverständnisses zu motivieren, um eine Heilkunde
zu entwickeln, die sich an den Bedürfnissen des ganzen Menschen orientiert.

Volker Roelcke ist Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Gießen. Er hat Medizin, Ethnologie, Alte Geschichte und Philosophie studiert, ist Facharzt für Psychiatrie und hat seine Habilitation für Geschichte der Medizin und Medizinethnologie abgelegt. 2011 wurde  er außerdem in die Leopoldina, die Nationale Akademie der Wissenschaften, gewählt.