Donnerstag, 26.9.2019, 20:00 Uhr – Luiz Ruffato: „Vorläufige Hölle“ – Lesung

 

Luiz Ruffato, der 2013 die Eröffnungsrede der Frankfurter Buchmesse hielt und damals schonungslos die Probleme des Gastlands Brasilien benannte, ist gelernter Journalist und ein präziser politischer Kommentator. Für seine Literatur weist er das Attribut „politisch“ jedoch kategorisch zurück.

Sein fünfbändiges Romanprojekt „Vorläufige Hölle“ beschäftigt sich mit dem Werden der brasilianischen Gesellschaft auf ihrem Weg vom feudal geprägten Agrarland in die postindustrielle Zeit, aus der Per-spektive der am Existenzminimum arbeitenden „unteren Mittelschicht“, der er als Sohn einer Waschfrau und eines Popcornverkäufers selbst angehörte. Es ist fast eine Saga der andernorts „kleine Leute“ genannten Menschen, Arbeitende, Gescheiterte, Ausgewanderte, für die der Autor außergewöhnliche Stilmittel einer literarischen Empathie gefunden hat, die in der brasilianischen Literatur einzigartig sind.

Sein erster Roman „Es waren viele Pferde“ ist in Brasilien längst Schullektüre und erschien 2012 in deutscher Übersetzung. Aus der Reihe „Vorläufige Hölle“ liegen mittlerweile vier Bände auf deutsch vor (im Verlag Assoziation A), zuletzt „Das Buch der Unmöglichkeiten“. Der fünfte Band „Sonntage ohne Gott“ ist für 2020 geplant. Luiz Ruffato wird gemeinsam mit seinem Übersetzer über sein Kon-zept eines „kapitalistischen Realismus“ reden und Kostproben aus seinem Werk lesen. Michael Kegler wird die Veranstaltung dolmetschen und moderieren.

Luiz Ruffato wurde 1961 in Cataguases im brasilianischen Landesinneren geboren. Der gelernte Schlosser arbeitete lange als Journalist und ist seit 2003 einer der wichtigsten Schriftsteller Brasiliens. 2016 erhielt er gemeinsam mit seinem Übersetzer Michael Kegler den internationalen Hermann-Hesse-Preis.

Moderation und Übersetzung: Michael Kegler

Eintritt frei – um Spenden wird gebeten!

Veranstalter – Denkbar e. V.