DIMENSIONEN DES GEISTES III
Auch der dritte Teil dieser Reihe wird für die Betrachtung des Spektrums der Bewusstseinsphänomene neue bedenkenswerte Informationen bieten. Dagmar Mundhenke |
Freitag, 6. Juni, 20 Uhr Dr. med. Ludwig Janus, Heidelberg Pränatale Psychologie und das Erwachen des Bewusstseins In Psychotherapien können sich sehr frühe Erfahrungen aus der Zeit der Geburt und der Schwangerschaft wieder beleben und in Regressionen können ebenfalls allerfrüheste Erfahrungen wieder dem Erleben zugänglich werden. Dies ist auch über die Einnahme von psychoaktiven Substanzen möglich. Auf Grund vieler Beobachtungen in diesen Bereichen kann heute angenommen werden, dass sich mit Ausbildung des fötalen Körpers mit ca. 3 Monaten auch ein erlebendes Bewusstsein konstituiert. Eine weitere Annahme ist die, dass wesentliche Inhalte dieses vorgeburtlichen Erlebens in den magischen und mythischen Bildern der menschlichen Kultur gewissermaßen projiziert sind und einen Referenzpunkt in unserem Welterleben darstellen. Wir beheimaten uns in der Welt, indem wir in ihr unsere Urheimat wieder suchen oder diese mit den Mitteln der Kunst so umgestalten, dass sie jener möglichst nahe kommt. Das Verhältnis von magisch-mythischer Welterfahrung und sinnlicher Welterfahrung ist von jeher ein Gegenstand menschlicher Verstehensbemühung. Mit der Erkundung dieser Zusammenhänge ist eine Erweiterung unseres biographischen Raumes und unseres Bewusstseins verbunden. Dies wird in vielen Beispielen verlebendigt und erläutert. Ludwig Janus, geb. am 21. August 1939, ist in Essen aufgewachsen und hat Psychologie und Medizin in München, Essen und Göttingen studiert. Psychoanalytische Weiterbildung in Göttingen und Heidelberg. Seit 1975 Psychoanalytischer Psychotherapeut in eigener Praxis in Heidelberg, Dozent und Lehranalytiker an den Psychoanalytischen Weiterbildungsinstituten in Heidelberg, Saarbrücken und Frankfurt. Seit 1995 Präsident der Internationalen Studiengemeinschaft für Pränatale und Perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM). |
Samstag, 14. Juni, 20 Uhr Dr. rer. nat. Günter Haffelder, Stuttgart Geistheilung, Trance und Bewusstsein im Licht der Hirnforschung – EEG-Spektralanalyse und Anwendung Günter Haffelder, Leiter des Instituts für Kommunikation und Gehirnforschung in Stuttgart, entwickelte ein EEG-spektralanalytisches Messverfahren, das in unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz kommt. Auf der Grundlage dieser Messungen können lernoptimierende und therapieunterstützende neuroaktive CDs hergestellt werden. In der Grundlagenforschung hat das Institut internationale Beachtung gefunden durch die Arbeit im Bereich Gehirn und Bewusstsein, da Günter Haffelder sich unter anderem auch mit der Erforschung außergewöhnlicher Wahrnehmungsphänomene befasst. Subjektiv erlebte Zustände können durch diese besondere Messmethode vor einem objektivierbaren Hintergrund differenziert werden. Günter Haffelders besonderes Interesse gilt unter anderem der Untersuchung von Übertragungsphänomenen verschiedener Art. Er erklärt sie vor dem Hintergrund morphogenetischer schwingender Felder, über die wir – unbewusst oder bewusst – miteinander in Verbindung stehen. Tritt ein Mensch mit einem entsprechenden Feld in Resonanz, zeigen sich in dessen EEG-spektralanalytisch abgeleiteten Gehirnwellen typische dynamische Frequenzmuster. Die Interpretation dieser Muster gibt Aufschluss über Zusammenhänge zwischen und innerhalb schwingender Felder. Günter Haffelder stellt Ergebnisse aus diesen Forschungsbereichen vor, insbesondere zu den Themen Trance und Geistheilung. Günter Haffelder ist Physiker und Psychologe. Nach mehrjähriger leitender Tätigkeit in der Industrie arbeitete er als freiberuflicher Managementtrainer und war Lehr-Supervisor an einer Fachhochschule. Neben seiner Arbeit in eigener psychologischer Praxis gründete er vor über 20 Jahren das Institut für Kommunikation und Gehirnforschung. |
Freitag, 20. Juni, 20 Uhr Priv.-Doz. Dr. Dr. Reinhard Werth, München Wie Bewusstsein im Gehirn entsteht Die Untersuchung der Hirnstrukturen und neurobiologischen Prozesse, die bei Menschen (und Tieren) Bewusstsein hervorbringen, setzt einen klaren Begriff des Bewusstseins voraus. Als das Bewusstsein einer Person bezeichnen wir die Gesamtheit dessen, was dieser Person innerhalb eines bestehenden Zeitintervalls bewusst ist. Damit stellt sich die Frage, durch welche Hirnstrukturen und durch welche neuronalen Prozesse etwas innerhalb eines Zeitintervalls bewusst wird. Diese Hirnstrukturen und Prozesse lassen sich am Beispiel des Sehsystems darstellen. Die Untersuchungen wurden an Patienten, bei denen die für das Sehen notwendigen Hirnstrukturen in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, an Patienten, bei denen diese Strukturen zerstört sind, an Patienten, bei denen eine Hirnhälfte chirurgisch entfernt wurde, und an Kindern, deren Großhirn völlig fehlt, durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass unter bestimmten Bedingungen nur unbewusste Sehfunktionen auftreten, während es unter anderen Bedingungen zu bewusstem Sehen kommt. Unbewusste und bewusste Sehfunktionen lassen sich dabei exakt gegeneinander abgrenzen. Damit sind auch die neurobiologischen Strukturen und Prozesse, die über unbewusste Sehfunktionen hinaus bewusstes Sehen entstehen lassen, abgrenzbar. Reinhard Werth studierte Wissenschaftstheorie, Psychologie und Biologie, Habilitation zum Dr. med. habil. für Medizinische Psychologie, Habilitation zum Dr. phil. habil. für Wissenschaftstheorie. Privatdozent für Medizinische Psychologie an der Universität München, Neuropsychologe am Institut für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin der Universität München. Hauptarbeitsgebiete: Neurobiologische Grundlagen des Bewusstseins, durch Hirnschädigung bedingte Sehstörungen, Lesestörungen. Publikationen zu diesen Arbeitsgebieten. |
Freitag, 27. Juni, 20 Uhr Dr. med. Christian Hellweg, Frankfurt Quantentheorie des Geistes Unsere Gedanken, unser Wille, Bewusstsein und Empfindungen weisen Eigenschaften auf, die als Merkmale des Geistigen bezeichnet werden können. Damit sind Intentionalität, Nicht-Lokalität, Nicht-Kopierbarkeit, Nicht-Kommunizierbarkeit usw. gemeint. Der Geist ist also im wahrsten Sinne »nicht zu fassen«. Geistiges lässt keine direkte Wechselwirkung mit den bekannten naturwissenschaftlichen Grundkräften – wie Gravitation, elektromagnetischen Kräften etc. – erkennen. Christian Hellweg hat sich nach dem Abschluss seines Physik- und Medizinstudiums am Max-Planck-Institut in Göttingen jahrelang mit der wissenschaftlichen Erforschung der Hirnfunktionen beschäftigt. Es gelang ihm, zu zeigen, dass Informationen im ZNS auch phasenkodiert sein können. In den letzten Jahren widmete er sich dem Studium des Leib-Seele-Problems und der Erforschung von Phantomwahrnehmungen und Halluzinationen. Sein besonderes Interesse gilt dem Tinnitus, einer Phantomwahrnehmung des Hörsinns, auf deren Therapie er sich spezialisiert hat. |
Freitag, 4. Juli, 20 Uhr Florian Mundhenke, M. A., Marburg Zufall, Koinzidenz und Synchronizität im zeitgenössischen Film als Ausdruck eines Weltgedächtnisses Der Zufall hat als Thema der Darstellung und Elaborierung künstlerischer Werke – ähnlich wie die Themen Chaos, Entropie und Wiederholung – einen immer größeren Platz gewonnen, gerade im audiovisuellen Medium Film. Diese reizvollen Spiele um Zufall, Prädestination und Koinzidenz, seien es spielerische Entweder-oder-Spekulationen oder Versuche der Bestimmung über die Existenz eines Menschheitsschicksals, sind wissenschaftlich noch kaum erforscht. Dies mag daran liegen, dass die Auseinandersetzung mit dem Zufall zu heterogen ist, um über einen festen Theoriekorpus zur Analyse der künstlerischen Ausarbeitungen zu verfügen. Gerade in den Geisteswissenschaften gibt es wenige explizite Zufallstheorien, oft beschränkt sich die Analyse hier lediglich auf die Darstellung möglicher werkimmanenter und produktionstechnischer Zufallsmechanismen, ohne diese weiter zu hinterfragen. Florian Mundhenke, geb. 1976, M. A., studierte Neuere deutsche Literatur und Medienwissenschaft, Europäische Ethnologie und Amerikanistik in Marburg. Tätigkeiten als Redakteur für die Zeitschrift MEDIENwissenschaft und als Mitarbeiter bei Radio X in Frankfurt am Main und BURST FM in Bristol/England. Derzeit Promotion über ein filmphilosophisches Thema. Forschungsschwerpunkte: Zufall, Geschichtlichkeit und Identität als Problemkomplexe im Film, zeitgenössische Medientheorien. |
Freitag, 11. Juli, 20 Uhr Dr. med. Wolfgang Hasselbeck, Frankfurt Bewusstseinsphänomene in Todesnähe und ihre möglichen Konsequenzen für den Umgang mit Tod und Sterben Auch wenn die Interpretation der von der Nahtodforschung beschriebenen Gefühle, Wahrnehmungen und Empfindungen von Menschen in Todesnähe bis heute umstritten ist, wird die Tatsächlichkeit dieser Phänomene kaum mehr geleugnet. Unterschiedliche Kulturkreise und Altersstufen übergreifend, beschrieben Menschen, die einmal klinisch tot waren oder im Zusammenhang mit Krankheiten bzw. Unfällen dem Tod nahe waren, überzufällig oft Erlebnisse, die von unserer gewohnten Selbst- und Weltwahrnehmung kaum nachvollziehbar erklärt werden können. Ob man das Wahrgenommene als eine Art »anderer Wirklichkeit« oder lediglich durch die Funktion des Gehirns unter Extrembedingungen hervorgerufene »Symptome« interpretieren soll, ist strittig; unbestreitbar ist jedoch, dass die beschriebenen Phänomene im Zusammenhang mit den Todeskonzepten vieler Religionen teilweise seit Tausenden von Jahren eine große Rolle spielen. Um diese Phänomene abgrenzen zu können, wird der Prozess des Sterbevorgangs definiert, und es werden Todesdefinitionen vorgenommen. Auch das Problem der passiven oder aktiven Euthanasie wird vor dem Hintergrund der Nahtodphänomene beleuchtet. Wie unsere Entscheidungen im Umgang mit dem eigenen Leben und Tod und mit sterbenden Menschen durch das Wissen um Nahtodphänomene beeinflusst werden können, hängt natürlich wiederum in vielerlei Hinsicht von deren Deutung ab, und doch lassen sich auch interpretationsunabhängig einige Thesen aus der Nahtodforschung ableiten, deren Beherzigung Leben, Sterben und die Begegnung mit der Todesschwelle bereichern dürfte, weil sie auf den Transformationsvorgang der Ganzwerdung und Erfüllung hinweisen. Wolfgang Hasselbeck hat nach seiner Ausbildung zum Organisten Medizin an der Universität Frankfurt studiert. Er promovierte zum Thema „Sinndeutung als Strategie der Auseinandersetzung mit psychotischen Erlebnissen im Jugendalter“. Facharztweiterbildung am PKH Riedstadt und in der neurologischen Klinik Hephata, Schwalmstadt. Seit 1994 niedergelassener Psychiater mit eigener Praxis und sozialpsychiatrischem und gutachterlichem Tätigkeitsschwerpunkt. Seit über 20 Jahren Beschäftigung mit (neu-)platonischer Philosophie sowie mit Psychologie und deren historischer Weiterentwicklung bis in die Gegenwart, insbesondere im Kontext psychiatrischer Problemstellungen. |