Donnerstag, 15.02.2024, 19.00 Uhr – Lesung Doris Lerche, Atmen

Doris Lerche hat vor Jahren ihre Mutter 10 Tage und 10 Nächte beim Sterben
begleitet und währenddessen ihre Wahrnehmungen, Empfindungen und
Gedanken aufgeschrieben. Daraus ist ein intimer, sehr persönlicher
literarischer Abschiedstext entstanden:

 

 

 

 

 

Requiem für meine Mutter

Nachts liege ich neben meiner Mutter auf einer Matratze
und lausche im Halbschlaf ihrem Atem. Tags sitze ich
neben ihr auf einem Stuhl und schaue ihr beim Sterben zu.
Erstaunlich, wie du dich ans Sterben gewöhnst, wenn es
Tage dauert. Es verliert seinen Schrecken, man kann es
beobachten, es kennenlernen mit Zeit und Ruhe.
Wie auch das Gebären nicht gleich mit der Wucht der
Geburt beginnt, sondern dir Monate Zeit lässt bis zum
Herauspressen des Kindes.
Wie auch die Liebe ihren Schrecken verliert, wenn du ihr
lauschst und ihr die Zeit gibst, die sie braucht.
Sterben ist keine Krankheit. Gebären ist keine Krankheit.
Die Liebe ist keine Krankheit.

Bekannt wurde Doris Lerche mit ihrem Cartoonbuch „Du streichest mich nie!“ – Es folgten
zahlreiche weitere Cartoonbücher sowie Erzählbände, Romane, literarische Miniaturen und
Gedichte. Sie tritt sie mit wechselnden Programmen und verschiedenen Musikern und
Musikerinnen auf.

Ihre Bücher wurden ins Türkische, Spanische, Kroatische und Koreanische übersetzt
(www.dorislerche.de)

Eintritt frei. Spenden willkommen.

Veranstalter: Denkbar e.V.

Verbindliche Anmeldungen online >> info@denkbar-ffm.de