29. Nov. – 20:00 | Jutta Georg: „Säulenheilige“ – Nietzsche über Schopenhauer und Wagner


saeulenheilige

Der Briefwechsel Friedrich Nietzsches gibt Einblicke in eine komplexe Persönlichkeit, die schon in jungen Jahren zerrissen scheint zwischen dem Glauben, ja dem Bewusstsein an eine besondere Begabung (Genialität?) und tiefen Selbstzweifeln, die nicht zuletzt von Ablehnungen und Ausgrenzungen im akademischen und sozialen Umfeld genährt wurden. Er versteht es aber immer wieder, diese durch seine trotzige Entschlossenheit, die sich später aus seinem Sendungsbewusstsein, seinem „Auftrag“, speist, aufzulösen.

Die Korrespondenz über Schopenhauer mit seinem Freund von Gersdorff beginnt 1866. Am 7. April schreibt er, er kenne keinen Philosophen, der mehr „erbaue“ als „unser Schopenhauer“. Am 16. Januar 1867 rät  Nietzsche v. Gersdorff, dessen Bruder gestorben ist, sich der Lehre Schopenhauers zuzuwenden; dort bekomme der Schmerz Hilfe, allerdings mit der Einschränkung; dass die Lebenden nicht beurteilen könnten. Seine Abkehr von Schopenhauer wird durch Briefdokumente und auch anhand von Stellen aus seinem Werk dokumentiert.

Der andere Säulenheilige, von dem er freilich nicht loskommen konnte, ist Richard Wagner.

So schreibt er noch fünf Jahre nach Wagners Tod und Jahre nach dem Ende ihrer Relation an Heinrich Köselitz am 26. Februar 1888 aus Nizza: Wagners Musik sei schlechter Stil. Aber: „Wagner selber, als Mensch, als Thier, als Gott und Künstler geht tausendfach über den Verstand und Unverstand unsrer Deutschen hinaus.“

Auch hier wechselt die Wertung von ursprünglicher Emphase zu radikaler Abkühlung: Nietzsche war nicht wohltemperiert. Dieser Wechsel, zu dem auch das briefliche  Eingeständnis seiner Abkehr von Schopenhauer gegenüber Cosima Wagner gehört, wird sowohl über die Korrespondenz als auch über ausgewählte Belegstellen aus den Schriften dokumentiert.

Dr. Jutta Georg (Frankfurt a.M.)
“Säulenheilige” – Nietzsche in Briefen über Schopenhauer und Wagner

Veranstalter: Schopenhauer-Gesellschaft

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