Donnerstag, 5.12.2019, 19-21 Uhr – Dr. Karin Naase, „Die aktuellen Ereignisse am Amazonas und unsere Verantwortung“

Wie aus den Medien bekannt, stand der Amazonas Regenwald in den letzten Monaten in Flammen. Die Gründe dafür liegen einerseits in den politischen Veränderungen die Amazonas-Länder wie Brasilien erfuhren – die Einsetzung einer neuen Regierung unter einem rechtsradikalen Präsidenten – andererseits aber auch in den makroökonomischen Veränderungen auf dem Globus, die dazu führten dass Brasilien als Erzeuger und Exporteur von agroindustriellen Produkten an Bedeutung zugenommen hat.

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind vor Ort zum Teil verheerend. Aber auch der europäische Konsument ist Teil der Wertschöpfungsketten, die die letzten Regenwaldgebiete zerstören. Vor dem Hintergrund ihrer jahrelangen Forschungen und Beratungstätigkeit für die Entwicklungszusammenarbeit am Amazonas erläutert die Referentin aktuelle Entwicklungen und Zusammenhänge.

Karin M. Naase ist promovierte Ethnologin (Dr. phil.) und hat in mehr als zwei Jahrzehnten intensiv in Ländern des südamerikanischen Kontinents – insbesondere im Amazonasgebiet – zu Fragen der politischen Ökologie geforscht. Wichtige Untersuchungsthemen sind das Verhältnis zwischen lokaler Bevölkerung und der Natur (Regenwald) sowie der Einfluss wirtschaftlich und politisch hegemonialer Gruppen auf die Zerstörung natürlicher Ressourcen.
Ferner hat Karin Naase zu nachhaltigem Ressourcenmanagement, Schutz der Bio-Diversität, Veränderungen durch den Klimawandel, vulnerable Gruppen sowie Sozialfolgenabschätzung von Entwicklungs- und Infrastrukturvorhaben gearbeitet.
Zusätzlich hat sie Vorhaben der internationalen Entwicklungszusammenarbeit beraten. Außerdem unterrichtet sie an Hochschulen, hält Vorträge vor deutschem und internationalem Publikum und berät zu Aspekten der Nachhaltigkeit und der Landpolitik.

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Erfassen – Vermitteln – Gestalten. Ethnologische Impulse verändern!

Ethnologie (früher Völkerkunde) beschäftigt sich kulturvergleichend mit Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens, den Erfahrungs- und Wissenswelten von Menschen in unterschiedlichen Kulturen. Die Vielfalt kollektiver Lebensweisen wird untersucht, um Weltverständnisse zu entschlüsseln und kulturübergreifend zu vermitteln. Waren früher vor allem indigene Völker und ethnische Minderheiten Thema, so forschen heute Ethnolog_innen zu allen gesellschaftlichen Bereichen, wo kulturelle Differenz und Vielfalt eine Rolle spielen. Durch die Methode der teilnehmenden Beobachtung erfassen Ethnolog_innen sinnstiftende Handlungsprozesse zu jeglichen Kollektiven – auch innerhalb der eigenen Gesellschaft. Sie vermitteln Bedeutungskomplexe und gesellschaftliche Zusammenhänge und fördern so eine Perspektivenreflexivität auf kulturelle Phänomene. Auf diese Weise inspirieren ethnologische Impulse den Mut, mit verändertem Blickwinkel Vorstellungen und Praktiken alltäglicher Lebenswelten neu zu betrachten, um die eigene Haltung zu verändern.

Die Veranstaltungsreihe besteht aus zwei Teilen: Die Vorträge stellen Themen aus Visueller Anthropologie, Medizinethnologie, Konzepten globaler Nachhaltigkeit, Entwicklungszusammenarbeit und Integration vor. In zwei Workshops lernen die Teilnehmer_innen mittels praktischer Übungen kreative Schreibtechniken sowie künstlerische Ansätze zur Konfliktlösung kennen.

Der Bundesverband freiberuflicher Ethnolog_innen e. V., gegründet 2012, sieht seine Aufgabe u. a. darin, vielschichtige Arbeitsfelder und Kompetenzen von selbstständig arbeitenden Ethnolog_innen und Kulturwissenschaftler_innen zu veröffentlichen und seine Mitglieder zu fördern. Mit dieser neuen ethnologischen Reihe in der Denkbar stellen sich in lockerer Folge Mitglieder des bfe mit Beispielen aus ihrer Praxis vor.

Organisation und Moderation:
Dr. Anette Rein, 1. Vorsitzende des Bundesverbandes freiberuflicher Ethnolog_innen e. V.

Eintritt frei – Spenden sind erwünscht!

Veranstalter – Denkbar e. V. | Bundesverband freiberuflicher Ethnolog_innen e. V.