Donnerstag, 7.11.2019, 19:00 Uhr – Dr. Felix Riedel „Hexereivorstellungen und Hexenjagden in Ghana“

Herausforderungen für Entwicklungszusammenarbeit und Ethnologie

Hexereivorstellungen sind vor allem im subsaharischen Afrika, in Indien, Papua-Neuguinea und Südamerika weit verbreitet. Lokal führen sie zu schwersten Menschenrechtsverletzungen: Folter, Mord, Vertreibung. In Ghana leben mehr als 600 Opfer von Hexenjagden um Erdschreine herum, die sie vor weiterer Gewalt schützen.

Diese Fluchtorte wurden von Medien seit Jahrzehnten skandalisiert. Das führte unter anderem zu schlecht informiertem staatlichem Aktionismus – zum Schaden der Opfer von Hexenjagden. 

Der freiberufliche Ethnologe Dr. Felix Riedel hat in Nordghana zwischen 2009 und 2016 über 160 Hexenjagdflüchtlinge interviewt und betreut das ghanaische „Witch-hunt Victims Empowerment Project“. Er berichtet über die Inhalte der Anklagen, die Probleme der Opfer und die Schwierigkeiten der Entwicklungszusammenarbeit zwischen Staat und Nichtregierungsorganisationen. www.hexenjagden.de

Dr. Felix Riedel hat von 2001 bis 2007 in Marburg Ethnologie und Friedens- und Konfliktforschung studiert. Seine Promotionsarbeit („Hexenjagd und Aufklärung in Ghana“ – 2016) über Hexenjagden in Nordghana und Hexenbilder in Filmen wurde von 2008 bis 2012 von der Universität Siegen gefördert. 
Er ist seit 2014 freiberuflich als Referent für politische Bildung für Konfliktthemen tätig und leitet ehrenamtlich die Organisation „Hilfe für Hexenjagdflüchtlinge“. www.felixriedel.net

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Erfassen – Vermitteln – Gestalten. Ethnologische Impulse verändern!

Ethnologie (früher Völkerkunde) beschäftigt sich kulturvergleichend mit Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens, den Erfahrungs- und Wissenswelten von Menschen in unterschiedlichen Kulturen. Die Vielfalt kollektiver Lebensweisen wird untersucht, um Weltverständnisse zu entschlüsseln und kulturübergreifend zu vermitteln. Waren früher vor allem indigene Völker und ethnische Minderheiten Thema, so forschen heute Ethnolog_innen zu allen gesellschaftlichen Bereichen, wo kulturelle Differenz und Vielfalt eine Rolle spielen. Durch die Methode der teilnehmenden Beobachtung erfassen Ethnolog_innen sinnstiftende Handlungsprozesse zu jeglichen Kollektiven – auch innerhalb der eigenen Gesellschaft. Sie vermitteln Bedeutungskomplexe und gesellschaftliche Zusammenhänge und fördern so eine Perspektivenreflexivität auf kulturelle Phänomene. Auf diese Weise inspirieren ethnologische Impulse den Mut, mit verändertem Blickwinkel Vorstellungen und Praktiken alltäglicher Lebenswelten neu zu betrachten, um die eigene Haltung zu verändern.

Die Veranstaltungsreihe besteht aus zwei Teilen: Die Vorträge stellen Themen aus Visueller Anthropologie, Medizinethnologie, Konzepten globaler Nachhaltigkeit, Entwicklungszusammenarbeit und Integration vor. In zwei Workshops lernen die Teilnehmer_innen mittels praktischer Übungen kreative Schreibtechniken sowie künstlerische Ansätze zur Konfliktlösung kennen.

Der Bundesverband freiberuflicher Ethnolog_innen e. V., gegründet 2012, sieht seine Aufgabe u. a. darin, vielschichtige Arbeitsfelder und Kompetenzen von selbstständig arbeitenden Ethnolog_innen und Kulturwissenschaftler_innen zu veröffentlichen und seine Mitglieder zu fördern. Mit dieser neuen ethnologischen Reihe in der Denkbar stellen sich in lockerer Folge Mitglieder des bfe mit Beispielen aus ihrer Praxis vor.

Organisation und Moderation:
Dr. Anette Rein, 1. Vorsitzende des Bundesverbandes freiberuflicher Ethnolog_innen e. V.

Eintritt frei – Spenden sind erwünscht!

Veranstalter – Denkbar e. V. | Bundesverband freiberuflicher Ethnolog_innen e. V.