Dienstag, 2.7.2019, 19:00 Uhr – Streitkultur – Talanoa – dialogisch Geschichten erzählen als globale Konfliktlösungsstrategie?

Reflexionen zu Politik und Gesellschaft in Fidschi und zur Weltklimakonferenz

Talanoa bezeichnet in den indigenen Gesellschaften Fidschis, Samoas und Tongas einen ungezwungenen verbalen Austausch und eine Dialogform, die geprägt ist durch ihre narrativen Elemente. Talanoa begleitet eine Fülle von sozialen Gemengelagen diskursiv, von alltäglichen Aktivitäten bis hin zur Lösung weitreichender politischer Konflikte oder, etwa in jüngerer Zeit, den Umgang mit dem Klimawandel.

Die im Jahr 2017 in Bonn abgehaltene UN-Klimakonferenz (COP23) stand unter der Präsidentschaft der Republik Fidschi. Mit dem Vorsitz des kleinen pazifischen Inselstaates hielt auch talanoa Einzug auf der globalen Bühne der politischen Aushandlungen von Klimafragen. Ausgehend von einer Einführung in das talanoa-Konzept, ist der Vortrag mit zwei Zielen verbunden. Zunächst will er in eine Reihe gesellschaftlicher Konfliktlagen einführen, die Fidschi bis heute prägen, denn trotz des großen Enthusiasmus, den der talanoa-Dialog im Anschluss an die Bonner Klimakonferenz ausgelöst hat, wurde in diesem Zusammenhang bisher kaum darüber reflektiert, welche Rolle talanoa in der nationalen Politik eines Landes spielt, das in den letzten Jahrzehnten mehrfach aufgrund militärischer Staatsstreiche in der Weltöffentlichkeit stand. Abschießend soll darüber diskutiert werden, ob talanoa im Sinne eines „Dialogs auf Augenhöhe“ auf einer globalen politischen Ebene bestehen kann, die geprägt ist durch schnelllebige Prozesse und eklatante Machtgefälle.

Dr. Dominik Schieder ist Ethnologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Sozialwissenschaften an der Universität Siegen. Gegenwärtig arbeitet er zu Sport, sozialen Institutionen und transnationaler Mobilität. Daneben gilt sein Forschungsinteresse der Vielschichtigkeit sozio-politischer Konflikte in multiethnischen Gemeinschaften, die er am Beispiel des pazifischen Inselstaates Fidschi und der fidschianischen Diaspora in Japan und England untersucht hat. Er ist Teil des Sprecherteams der Regionalgruppe Ozeanien der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie (DGSKA).

Die GesprächsreiheStreitKultur wird gefördert von:

Moderation: Berit Mohr, Kulturwissenschaftlerin und Mediatorin

Veranstalter – Denkbar e. V.